Oktober 14

Warum Europa mehr Großbanken braucht

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Seit der Finanzkrise von 2008 hat sich die Bankenlandschaft drastisch verändert. Viele Banken sind verschwunden oder wurden abgewickelt – wie die Lehman Brothers in den USA, die Anglo Irish Bank in Irland, die WestLB in Deutschland oder die Hypo Alpe Adria in Österreich. Besonders in Westeuropa mussten Banken aufgrund riskanter Immobiliengeschäfte verstärkt auf den Prüfstand gestellt werden.

Früher war Europas Bankenlandschaft von zahlreichen kleinen Instituten und nur wenigen Großbanken geprägt. Heute unterliegen diese Institute durch neue Vorschriften des Basel-Komitees und der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) strikteren Kontrollen. Großbanken mit einer Bilanzsumme ab 35 Milliarden Euro werden durch die EBA überwacht, während nationale Behörden die kleineren Banken beaufsichtigen. Die Anforderungen an Großbanken wurden dabei erheblich verschärft, etwa durch:

  • Strikte Eigenkapitalanforderungen von rund 20%
  • Transparenz- und Offenlegungspflichten, die weit über Quartals- und Jahresberichte hinausgehen
  • Intensive Prüfung der Kreditqualität
  • Verstärkter Verbraucherschutz
  • Klare Regelungen für Restrukturierung und Abwicklung von Banken

Diese Maßnahmen dienen dem Schutz der Verbraucher und der Bankenstabilität, um künftig eine staatliche Rettung in großem Stil zu vermeiden. Die teure Lektion aus der Finanzkrise war der fehlende Sicherheitsmechanismus bei den Banken selbst, was weltweit Hunderte Milliarden an Steuergeldern kostete und die Staatsverschuldung vieler Länder erheblich erhöhte. Dies ist mit den oben genannten Maßnahmen gelöst worden.

Massives Wachstum seit 2016

Seit 2016 haben niedrige Zinsen zu einem massiven Wachstum auch bei den Bankbilanzen beigetragen. Es ist lohnenswert einen globalen Blick darauf zu werfen. Die größten Banken kamen traditionell aus den USA, doch Asien, vor allem China, hat in den letzten Jahren stark aufgeholt. Ein Blick auf die Bilanzsummen der 50 größten Banken zeigt:

  • China führt mit 11 Banken, die zusammen rund 30.700 Mrd. USD aufweisen.
  • USA folgen mit 5 Banken und insgesamt 13.700 Mrd. USD.
  • Großbritannien und Frankreich haben ebenfalls je 4 bis 5 Großbanken, wobei sie auf etwa 8.100 bzw. 8.600 Mrd. USD kommen.
  • Deutschland und Italien kommen gerade mal auf 3 bzw. 2 Institute mit zusammen 6.000 Mrd. USD.

Europas Bankenlandschaft ist jedoch weiterhin zersplittert und von vielen Kleinbanken geprägt. Zwar gibt es einige Großbanken wie die BNP Paribas (ca. 2.800 Mrd. USD) oder die UBS (ca. 2.400 Mrd. USD). Doch Europas Banken haben im internationalen Vergleich immer noch viel zu wenig Marktmacht. Doch genau diese ist notwendig, um bei großen, internationalen Projekten auf Augenhöhe verhandeln zu können.

Ein aktuelles Beispiel für Expansionsbestrebungen in Europa ist die italienische UniCredit, die bereits in Deutschland (ehemalige Hypovereinsbank) und Österreich vertreten ist. Mit dem Kauf von Anteilen an der Commerzbank hat UniCredit kürzlich ein Zeichen gesetzt, das jedoch auf diverse Bedenken gestoßen ist. Während die Commerzbank seit Jahren im Schatten der Deutschen Bank steht, hat sich der Bund während der Finanzkrise mit 25% an ihr beteiligt. Kürzlich hat der Bund begonnen, diese Anteile zu verkaufen, und UniCredit hat 4,5% übernommen. Nun halten die Italiener nach Medienberichten wohl inzwischen, durch weitere Zukäufe, etwa 20% der Commerzbank.

Statt reflexartiger politischer Kritik ist es meines Erachtens an der Zeit, den größeren wirtschaftlichen Zusammenhang zu betrachten. Solange Europa in kleinpolitischen Diskussionen verharrt, wird es schwer, eine starke, einheitliche Position im globalen Wettbewerb zu erreichen. Es ist an der Zeit, dass Europa groß denkt – das stärkt nicht nur unsere Marktposition, sondern bringt durch die gestiegenen Anforderungen an Großbanken, auch deutlich mehr Vorteile für die Verbraucher.

Bleiben Sie Informiert.

Ihre Ulrike Hock

SmartIC – Smart Investor Coaching

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